Knocking On Heaven’s Door (Lockdown Konzert)
Michael Patrick Kelly
22.06.2020 muenic 5 Kommentare
4 Min. Lesezeit
Wenn meine älteren Leser an die "Kelly Family" denken, wird wohl manch einer mit den Augen rollen und die jüngeren werden Fragezeichen in den Augen haben. Auf die Geschichte dieser Familie gehe ich aus mehreren Gründen nicht näher ein, bei Interesse einfach den Wikipedia-Artikel lesen.
Michael Patrick (Paddy) Kelly ist der zehnte Spross der irisch-amerikanischen Großfamilie und macht seit einigen Jahren seine eigene Musik. Anfang diesen Monats bin ich durch Zufall über sein "Lockdown-Konzert" gestolpert, dass an Ostern aufgenommen wurde und am 30. Mai auf Youtube erschien. Ich bin und war kein Fan der Kelly Family und die diversen Solo-Karrieren der einzelnen Mitglieder habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm aber was Michael hier auf die Beine gestellt hat, ist einfach klasse! Sein kleines, 30-minütiges Konzert fand nämlich im Kölner Dom statt. Ohne Zuschauer! Ich gebe unumwunden zu: ich war auf Anhieb begeistert, sowohl von der Stimme des Vollblutmusikers als auch von der Location - ok, als Kölnerin war ich bei Letzterem vorbelastet. Im Dom zu Köln mit seiner einzigartigen Akustik klingt wahrscheinlich auch das Piepsen einer Maus gut aber Michael hat sein einzigartiges Konzert audiovisuell perfektioniert, denn jedes seiner 8 Lieder kommt einfach sehr gut rüber.
Michael ist sehr gläubig, denn er hat sechs Jahre in einem katholischen Kloster im Norden Frankreichs gelebt und in vollkommener Abgeschiedenheit zu sich und seinem Glauben Verbindung aufgenommen. Daher sind einige seiner Songs sowie seine kurzen Zwischendialoge religiös angehaucht aber auch als Atheist kann man seiner tiefgründigen Nachdenklichkeit etwas abgewinnen, denn es geht auch um Frieden, Menschlichkeit und um Depressionen, unter denen Michael litt.
Im Folgenden gehe ich kurz in chronologischer Reihenfolge auf die einzelnen Songs ein, denn einfach nur aufzählen kann jeder:
00:00 Prolog *
00:54 Knocking on Heaven's Door
Ursprünglich von Bob Dylan, mittlerweile zigfach gecovert. Am bekanntesten dürften den nicht mehr ganz so jungen Musikfans die Versionen von Eric Clapton und von Guns N’ Roses sein. Michael spielt ihn recht langsam, nur mit einer Gitarre und mit Leidenschaft.
03:30 Out Of Touch 2020 (mit MoTrip)
Der Song ist im Ursprung schon 5 Jahre alt, denn er erschien auf Michaels Album Human. Die Neuaufnahme mit dem Zusatz "2020" feat. MoTrip gibt es auch zu kaufen, das offzielle Musikvideo ist sogar der Mitschnitt vom Konzert. Rap ist immer noch nicht mein Ding aber Text und Refrain sind klasse; ein sehr eingängiger Song, der zwangsläufig im Ohr hängen bleibt. MoTrip rapt im Vierungsturm des Kölner Doms und die Aussenaufnahmen wurden mit einer Drohne gemacht. Hervorragende Bilder!
06:44 Higher Love
Dieser Song stammt von seinem Album iD, welches 2017 erschien. Hier wird Michaels klarer Gesang nur von seinem Klavierspiel und einem Hauch von Synthies begleitet - direkt vor dem dezent beleuchteten Dreikönigenschrein. Fantastisch!
08:30 Dialog I *
10:12 Salve Regina (mit Jennifer Haben)
Spätestens jetzt wird es richtig kirchlich, denn seit dem 11. Jahrhundert lässt sich die lateinischsprachige, marianische Antiphon "Salve Regina" als liturgischer Gesang in Klöstern nachweisen. Es passt jedoch perfekt in die Domumgebung und als Duett ist es nochmal doppelt so schön (auf seinem Album Ruah singt er es jedoch alleine). Auch Jennifer Haben singt im Vierungsturm, allerdings in der späten Dämmerung.
14:24 Motherless Child
"Motherless Child" (oder auch "Sometimes I Feel Like a Motherless Child") ist ein traditionelles African-American Spiritual und geht auf die Ära der Sklaverei in den Vereinigten Staaten zurück. Eine frühe Aufführung des Liedes fand in den 1870er Jahren durch die Fisk Jubilee Singers statt. Es war während der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten allgemein zu hören, hat viele Variationen und wurde vielfach aufgenommen.
16:55 Seinn Aililiú
Und noch ein Kirchenlied: das traditionell-irische "Sing Hallejulia" wird von Michael nur mit drei gleichbleibenden Orgeltönen unterlegt und er singt es auf gälisch vor dem Richter-Fenster. Dieses Stück ist mein heimlicher Favorit (das mag daran liegen, dass ich ein Fan der gälischen Sprache bin). Die Studio-Version auf seinem Album Ruah ist deutlich länger und es wirken mehr Instrumente sowie ein Kirchenchor mit.
19:01 PeaceBell
Kein Song, nur (Polizei-)Sirenen, Nachrichtensprecher und: ein Glockenschlag. Michael ist nicht nur Musiker, sondern auch Künstler und Friedensaktivist. Gemeinsam mit seinem Förderer Dirk Geuer sammelte Michael Waffen unter anderem aus der Region um Verdun in Frankreich, wo im ersten Weltkrieg eine der grausamsten Schlachten stattgefunden hat. In einer über 300 Jahre alten Glockengießerei in der Glockenstadt Gescher wurde aus dem Kriegsmaterial die #PeaceBell geschmiedet. Der Klöppel, der den Ton in der Glocke läutet, ist ein ehemaliges G3-Gewehr. Das Äußere der Glocke hat Michael selbst gestaltet, zum Beispiel mit dem 5. Gebot "You shall not kill" oder dem biblischen Schriftzug: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden...und sie erlernen nicht mehr den Krieg".
20:11 Last Words
Ein blues-gospeliger, leidenschaftlich vorgetragener Song, der als Studio-Version auf dem Album iD zu finden ist - hier verarbeitet Michael mit kraftvoller Stimme ausschließlich die letzten Worte berühmter Persönlichkeiten (von Marie-Antoinette über James Dean bis Steve Jobs) und behandelt somit auch ein Thema, das in der heutigen Zeit gerne ausgeblendet bleibt.
24:48 Dialog II *
25:39 Hope
Dieser Song dreht sich um eine tragische Zeit im Leben des Michael Patrick Kelly, der mit Anfang 20 unter einer Depression litt und sich das Leben nehmen wollte. Klare Botschaft des Songs: es gibt immer Hoffnung, für alle und überall!
Michael Patrick (Paddy) Kelly ist der zehnte Spross der irisch-amerikanischen Großfamilie und macht seit einigen Jahren seine eigene Musik. Anfang diesen Monats bin ich durch Zufall über sein "Lockdown-Konzert" gestolpert, dass an Ostern aufgenommen wurde und am 30. Mai auf Youtube erschien. Ich bin und war kein Fan der Kelly Family und die diversen Solo-Karrieren der einzelnen Mitglieder habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm aber was Michael hier auf die Beine gestellt hat, ist einfach klasse! Sein kleines, 30-minütiges Konzert fand nämlich im Kölner Dom statt. Ohne Zuschauer! Ich gebe unumwunden zu: ich war auf Anhieb begeistert, sowohl von der Stimme des Vollblutmusikers als auch von der Location - ok, als Kölnerin war ich bei Letzterem vorbelastet. Im Dom zu Köln mit seiner einzigartigen Akustik klingt wahrscheinlich auch das Piepsen einer Maus gut aber Michael hat sein einzigartiges Konzert audiovisuell perfektioniert, denn jedes seiner 8 Lieder kommt einfach sehr gut rüber.
Michael ist sehr gläubig, denn er hat sechs Jahre in einem katholischen Kloster im Norden Frankreichs gelebt und in vollkommener Abgeschiedenheit zu sich und seinem Glauben Verbindung aufgenommen. Daher sind einige seiner Songs sowie seine kurzen Zwischendialoge religiös angehaucht aber auch als Atheist kann man seiner tiefgründigen Nachdenklichkeit etwas abgewinnen, denn es geht auch um Frieden, Menschlichkeit und um Depressionen, unter denen Michael litt.
Im Folgenden gehe ich kurz in chronologischer Reihenfolge auf die einzelnen Songs ein, denn einfach nur aufzählen kann jeder:
00:00 Prolog *
00:54 Knocking on Heaven's Door
Ursprünglich von Bob Dylan, mittlerweile zigfach gecovert. Am bekanntesten dürften den nicht mehr ganz so jungen Musikfans die Versionen von Eric Clapton und von Guns N’ Roses sein. Michael spielt ihn recht langsam, nur mit einer Gitarre und mit Leidenschaft.
03:30 Out Of Touch 2020 (mit MoTrip)
Der Song ist im Ursprung schon 5 Jahre alt, denn er erschien auf Michaels Album Human. Die Neuaufnahme mit dem Zusatz "2020" feat. MoTrip gibt es auch zu kaufen, das offzielle Musikvideo ist sogar der Mitschnitt vom Konzert. Rap ist immer noch nicht mein Ding aber Text und Refrain sind klasse; ein sehr eingängiger Song, der zwangsläufig im Ohr hängen bleibt. MoTrip rapt im Vierungsturm des Kölner Doms und die Aussenaufnahmen wurden mit einer Drohne gemacht. Hervorragende Bilder!
06:44 Higher Love
Dieser Song stammt von seinem Album iD, welches 2017 erschien. Hier wird Michaels klarer Gesang nur von seinem Klavierspiel und einem Hauch von Synthies begleitet - direkt vor dem dezent beleuchteten Dreikönigenschrein. Fantastisch!
08:30 Dialog I *
10:12 Salve Regina (mit Jennifer Haben)
Spätestens jetzt wird es richtig kirchlich, denn seit dem 11. Jahrhundert lässt sich die lateinischsprachige, marianische Antiphon "Salve Regina" als liturgischer Gesang in Klöstern nachweisen. Es passt jedoch perfekt in die Domumgebung und als Duett ist es nochmal doppelt so schön (auf seinem Album Ruah singt er es jedoch alleine). Auch Jennifer Haben singt im Vierungsturm, allerdings in der späten Dämmerung.
14:24 Motherless Child
"Motherless Child" (oder auch "Sometimes I Feel Like a Motherless Child") ist ein traditionelles African-American Spiritual und geht auf die Ära der Sklaverei in den Vereinigten Staaten zurück. Eine frühe Aufführung des Liedes fand in den 1870er Jahren durch die Fisk Jubilee Singers statt. Es war während der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten allgemein zu hören, hat viele Variationen und wurde vielfach aufgenommen.
16:55 Seinn Aililiú
Und noch ein Kirchenlied: das traditionell-irische "Sing Hallejulia" wird von Michael nur mit drei gleichbleibenden Orgeltönen unterlegt und er singt es auf gälisch vor dem Richter-Fenster. Dieses Stück ist mein heimlicher Favorit (das mag daran liegen, dass ich ein Fan der gälischen Sprache bin). Die Studio-Version auf seinem Album Ruah ist deutlich länger und es wirken mehr Instrumente sowie ein Kirchenchor mit.
19:01 PeaceBell
Kein Song, nur (Polizei-)Sirenen, Nachrichtensprecher und: ein Glockenschlag. Michael ist nicht nur Musiker, sondern auch Künstler und Friedensaktivist. Gemeinsam mit seinem Förderer Dirk Geuer sammelte Michael Waffen unter anderem aus der Region um Verdun in Frankreich, wo im ersten Weltkrieg eine der grausamsten Schlachten stattgefunden hat. In einer über 300 Jahre alten Glockengießerei in der Glockenstadt Gescher wurde aus dem Kriegsmaterial die #PeaceBell geschmiedet. Der Klöppel, der den Ton in der Glocke läutet, ist ein ehemaliges G3-Gewehr. Das Äußere der Glocke hat Michael selbst gestaltet, zum Beispiel mit dem 5. Gebot "You shall not kill" oder dem biblischen Schriftzug: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden...und sie erlernen nicht mehr den Krieg".
20:11 Last Words
Ein blues-gospeliger, leidenschaftlich vorgetragener Song, der als Studio-Version auf dem Album iD zu finden ist - hier verarbeitet Michael mit kraftvoller Stimme ausschließlich die letzten Worte berühmter Persönlichkeiten (von Marie-Antoinette über James Dean bis Steve Jobs) und behandelt somit auch ein Thema, das in der heutigen Zeit gerne ausgeblendet bleibt.
24:48 Dialog II *
25:39 Hope
Dieser Song dreht sich um eine tragische Zeit im Leben des Michael Patrick Kelly, der mit Anfang 20 unter einer Depression litt und sich das Leben nehmen wollte. Klare Botschaft des Songs: es gibt immer Hoffnung, für alle und überall!
*
Die Texte des Prologs und der Dialoge sind auf deutsch in der Videobeschreibung auf Youtube nachzulesen. Aus Copyright-Gründen zitiere ich sie hier nicht komplett (und teilweise macht es keinen Sinn).
6673
Spezial
Leidenschaftlich, Konzert, Köln
02.07.20, 02:45 muenic
29.06.20, 23:48 muenic
Der Hammer!