The Weaver of Grass
Donnie Munro
26.04.2020 muenic 1 Kommentar
3 Min. Lesezeit
Donnie Munro, der ehemalige Sänger der schottischen Band Runrig macht seit 1999 auch ganz hervorragende Solo-Musik. Mit hervorragend sind dreierlei Eigenschaften gemeint: sein Händchen für schöne Melodien, seine klare, ausdrucksstarke Stimme und nicht zuletzt sein Songwriting, welches oftmals sehr metaphorisch ist und von Dingen oder Personen handelt, die ihm am Herzen liegen. So ist dann auch "The Weaver of Grass", das 2002 auf seinem dritten Solo-Album "Across The City And The World" erschien, eine sehr gelungene Kombination oben genannter Eigenschaften. Der Song ist rein melodisch-musikalisch einfach nur mitreissend und treibend; er hat Ohrwurmqualitäten, ohne auf Dauer zu nerven und ist meiner Meinung nach nahezu perfekt arrangiert und produziert. Denn es dominieren akustische Gitarren und ein schnelles, weiches Schlagzeugspiel, welche in abgestimmter Harmonie mit Donnies Gesang diesen rhythmischen Song zu einem Gute-Laune-Stück machen.
Der Songtext jedoch ist bei genauerer Betrachtung eher von trauriger Natur. Donnie schafft es, uns ganz ohne Pathos eine Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte über die verletzte Seele von Angus McPhee, der auf South Uist in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und als Kind die vor Ort übliche Fähigkeit erlernte, aus Gras Seile zu weben. Als McPhee ab 1940 beim Lovat Scouts Regiment auf den Faröern diente, wurde er vermutlich auf Grund der Kriegserlebnisse psychisch krank. Nachdem er zu seiner Familie zurückkehrte, wurde sein Verhalten unberechenbar und für seine Familie schwer zu ertragen. Er wurde in das Craig Dunain Hospital in der Nähe von Inverness eingeliefert und verbrachte dort die nächsten 50 Jahre seines Lebens praktisch ohne zu sprechen (selektiver Mutismus). Wenn Angus nicht auf der Farm des Krankenhauses arbeitete, webte er Seile, Kleidungsstücke, Schuhe und Behälter aus Gras, Buchenblättern und Schafswollstücken. Seine Werke pflegte er stets unter Büschen zu verstecken. 1996 wurde das Krankenhaus geschlossen und McPhee wurde in ein Pflegeheim auf Uist gebracht, wo er 1997 starb.
In ihrem Buch "Angus McPhee, Weaver of Grass" beschreibt die Kunsttherapeutin Joyce Laing ihre erste Begegnung mit Angus und seiner Kunst. Er war ein gutaussehender Mann, über zwei Meter groß. In grauem Krankenhausgewand trug er eine Graskappe auf dem Kopf, einen Wollschal und ein Wolltaschentuch mit einem spitzen Dreieck in seiner oberen Jackentasche - die Anmut eines Gentlemans. Angus sprach nie über den Zweck oder die Bedeutung seiner Webereien und sah teilnahmslos zu, wie die Krankenhausgärtner sie jedes Jahr einsammelten und mit dem Herbstlaub verbrannten. Die verbliebenen Fragmente seines Schaffens haben eine Schönheit und eine Kraft, die ihre Zerbrechlichkeit in Abrede stellt und diesem stillen Mann eine beredte, wenn auch rätselhafte Stimme verleiht. Die Graswebereien von Angus McPhee sind heute in diversen Kunstsammlungen zu sehen, u.a. in der "Scottish Collection of Art Extraordinary", Pittenweem.
Auch ohne das Wissen um die tiefere Bedeutung des Songtextes war und ist "The Weaver of Grass" mein Lieblingslied von Donnie. Ich habe mir die Mühe gemacht, den Songtext zu übersetzen, damit man beim Lauschen einen besseren Bezug zu der oben erwähnten Geschichte herstellen kann:
Der Songtext jedoch ist bei genauerer Betrachtung eher von trauriger Natur. Donnie schafft es, uns ganz ohne Pathos eine Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte über die verletzte Seele von Angus McPhee, der auf South Uist in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und als Kind die vor Ort übliche Fähigkeit erlernte, aus Gras Seile zu weben. Als McPhee ab 1940 beim Lovat Scouts Regiment auf den Faröern diente, wurde er vermutlich auf Grund der Kriegserlebnisse psychisch krank. Nachdem er zu seiner Familie zurückkehrte, wurde sein Verhalten unberechenbar und für seine Familie schwer zu ertragen. Er wurde in das Craig Dunain Hospital in der Nähe von Inverness eingeliefert und verbrachte dort die nächsten 50 Jahre seines Lebens praktisch ohne zu sprechen (selektiver Mutismus). Wenn Angus nicht auf der Farm des Krankenhauses arbeitete, webte er Seile, Kleidungsstücke, Schuhe und Behälter aus Gras, Buchenblättern und Schafswollstücken. Seine Werke pflegte er stets unter Büschen zu verstecken. 1996 wurde das Krankenhaus geschlossen und McPhee wurde in ein Pflegeheim auf Uist gebracht, wo er 1997 starb.
In ihrem Buch "Angus McPhee, Weaver of Grass" beschreibt die Kunsttherapeutin Joyce Laing ihre erste Begegnung mit Angus und seiner Kunst. Er war ein gutaussehender Mann, über zwei Meter groß. In grauem Krankenhausgewand trug er eine Graskappe auf dem Kopf, einen Wollschal und ein Wolltaschentuch mit einem spitzen Dreieck in seiner oberen Jackentasche - die Anmut eines Gentlemans. Angus sprach nie über den Zweck oder die Bedeutung seiner Webereien und sah teilnahmslos zu, wie die Krankenhausgärtner sie jedes Jahr einsammelten und mit dem Herbstlaub verbrannten. Die verbliebenen Fragmente seines Schaffens haben eine Schönheit und eine Kraft, die ihre Zerbrechlichkeit in Abrede stellt und diesem stillen Mann eine beredte, wenn auch rätselhafte Stimme verleiht. Die Graswebereien von Angus McPhee sind heute in diversen Kunstsammlungen zu sehen, u.a. in der "Scottish Collection of Art Extraordinary", Pittenweem.
Auch ohne das Wissen um die tiefere Bedeutung des Songtextes war und ist "The Weaver of Grass" mein Lieblingslied von Donnie. Ich habe mir die Mühe gemacht, den Songtext zu übersetzen, damit man beim Lauschen einen besseren Bezug zu der oben erwähnten Geschichte herstellen kann:
Sie haben ihn von einem anderen Ort hierher gebracht,
wo sich die süßen Winde des Machair auf das Gesicht legen
Stille Unruhe blitzt in seinen Augen auf
Eine Welt im Wandel, ein aufgewühltes Herz
Die Freiheit des Geistes von Anfang an gebrochen
und die Jugend für immer in Europas Lügen verloren
Der Grasweber kommt nach Hause
Die Hülle eines jungen Mannes mit der Hoffnung eines alten Mannes
Die schmerzhafte Reise, das Drehen des Seils
ist für immer an Kindheitsträume gefesselt
Die Lovat-Tage gehören nun der Vergangenheit an
Der hochmütige Stolz, der nie von Dauer sein sollte
in einer kriegerischen Welt, in der Frauen seufzen
Der Grasweber kommt nach Hause
Der Wind weht kalt auf den Feldern der Black Isle
Diese stille Welt, in der er berührt, was er fühlen kann
für immer an dieser äusseren Grenze gefesselt
Der verdunkelte Raum, eine Nacht voller Seufzer
eine Welt definiert durch reglementierte Denkweisen
Für die farbenfrohen Nächte eines Himmels über Uist
Der Grasweber kommt nach Hause
Die Hände drehen immer noch ein verzweifeltes Geflecht
auf der Suche nach der Freiheit der weiten Felder
wo die heilende Wirkung der Natur ihren Platz hat
Neben dem Galgenbaum und am umgewehten Zaun
drehten sich seine finsteren Augen zur Verteidigung nach innen
in eine Welt, von der er immer nur träumen konnte
Der Grasweber kommt nach Hause
Die Straße nach Hause, das vertraute Ufer
der Ruf des Kiebitz, der für immer rufen wird
vorbei an einer Reihe von Menschen, von denen er dachte, dass es sie nicht mehr gibt
Und in diesem Treiben einer unveränderten Welt
wurden seine Werke im Laufe seines Lebens immer stärker
So spät kamen wir, um ihn in seinem ganzen Stolz zu sehen
Der Grasweber kommt nach Hause
Donnie Munro (aus dem Englischen übersetzt von muenic)
Danke