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Hydra
Belle Mt.

06.10.2019 muenic
2 Min. Lesezeit
Künstler lassen sich bei der Gestaltung ihrer Werke oft von anderen Künstlern inspirieren. Das gehört zum Handwerk der Kunst einfach dazu. Es kommt jedoch selten vor, dass ein Künstler ein Lied als Hommage an einen anderen Künstler schreibt. Das Londoner Alt-Pop-Trio Belle Mt. (gesprochen: bell-mont) haben genau das getan, indem sie der Pop-Ikone Leonard Cohen mit ihrer am 7. November 2018 (Cohens Todestag jährte sich zum zweiten Mal) veröffentlichten Single "Hydra" ihren Respekt gezollt haben.
Vielen Cohen-Fans wird bekannt sein, dass Cohen an seine Muse und Ex-Geliebte Marianne Ihlen einen letzten Brief geschrieben hat, den er ihr vorlas, als sie im Sterben lag. Der gesamte Inhalt wurde Jahre später von einer Freundin der beiden veröffentlicht und erschien daraufhin in einem Guardian-Artikel. Die Geschichte fand großen Anklang bei dem Sänger Matt Belmont und seiner langjährigen Mitarbeiterin Jessica Sharman, die daraufhin ein Lied schrieben, das an dieses Paar und ihre Geschichte erinnert.
"Hydra" war das Ergebnis davon und ist - wie die Geschichte selbst - von herzzerreißender Schönheit, zarten Momenten und poetischer Lyric geprägt. Produziert wurde der Song von der niederländischen Grammy-Preisträgerin Femke Weidema, die ihm einen einzigartigen Produktionsstil verlieh, der von Tiefe und einem vielschichtigen Ambiente geprägt ist. Die Alt-Pop-Ballade ist sodann eine gelungene Hommage an das Paar mit einer beruhigenden Atmosphäre, einem epischen Orchesterarrangement und der emotionalen aber dennoch ausdrucksstarken Stimme von Matt Belmont. All das zusammen hinterlässt eine magische Spur, die einen von Anfang bis Ende in ihren Bann zieht.

Matt Belmont sagte in einem Interview zu der Idee von "Hydra":
Als ich den Brief las, war ich traurig und musste an dieses junge Liebespaar denken, das einen großen Teil seiner Jugend in Ehrgeiz und Romantik verstrickt verbracht hatte und nun nach Jahren der Trennung zu einer völlig anderen Zeit miteinander kommunizierten - in der letzten Phase ihres Lebens.
Die Menschlichkeit in dieser Geschichte hat mich einfach gepackt. Leonards Worte sind so bewegend und ehrlich in diesem Brief. In ein paar Absätzen gelingt es ihm, mitfühlend, einfühlsam und romantisch zu sein und gleichzeitig mit Traurigkeit, Verlust und seiner eigenen Sterblichkeit umzugehen. Es ließ die Haare in meinem Nacken zu Berge stehen.

Matt Belmont  (aus dem Englischen übersetzt von muenic)
Die gesprochenen Worte am Anfang und Ende des Liedes stammen übrigens von Leonard Cohen selbst. Sie lauten:
I just got off here, and somebody spoke English and I rented a house for fourteen dollars a month. I met a girl, and I stayed for eight or ten years. And somehow... Marianne came into my arms.

I think that everybody lives the life of the heart, and everybody knows what it's like to... to crack up. And I think we cherish that in our singers when they manifest that, and those experiences in song.

Leonard Cohen
Ich bin auf die Geschichte hinter diesem Lied erst bei der vorbereitenden Recherche für diesen Blog-Post gestoßen, das Lied selbst hatte mir schon ohne dieses Wissen sehr gut gefallen. Meiner Meinung nach lässt diese Geschichte den Song in einem noch schöneren Licht erstrahlen.
 
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